Tauchexpedition zum Schlachtschiff SMS Szent Istvan der k.u.k. Kriegsmarine

 

Fast auf den Tag genau 100 Jahre nach deren Versenkung am 10.6.1918,  machen sich Jürgen Hanftaler aus Haid, Thomas Pachner aus Rohrbach/Berg und Manfred Hess aus Auberg vom Trimix-Tauchen-Austria Team (eine kleine Gruppe Trimixtaucher aus dem Mühlviertel und rund um Linz) auf den Weg, das Wrack der SMS Szent Istvan zu betauchen. Das Wrack liegt ca 8 sm SW der Insel Premuda auf 66 Meter Tiefe. Am Wrack der SMS Szent Istvan besteht striktes Tauchverbot.

 

Nach mehreren Anläufen und Versuchen das Wrack zu betauchen, hat es heuer mit der Ausnahmegenehmigung der kroatischen Regierung und den anderen Vorbereitungshandlungen endlich geklappt. Wir sind eine Gruppe von insgesamt 15 Tauchern (7 Slowenen, 5 Italiener und wir 3 aus Österreich).

 

Das österreichische Jagdkommando und Beamte der Cobra waren ca 3 Wochen vor uns jetzt auf der SMS Szent Istvan. 

 

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 Der Untergang der Szent István. Das letzte Schlachtschiff des Kaisers

 

Wir starteten am 7.6.2018 den Weg nach Medulin im vollbepackten Auto, zur Tauchbasis Shark-Diving in Medulin. Die Tauchbasis hatte für uns die Organisation und Genehmigung mit der kroatischen Regierung erledigt und stellte auch 2 Boote für die Anfahrt nach Premuda und Atemgase und Teile der technischen Ausrüstung für die Tauchgänge  zur Verfügung.

 

Am 8.6.2018 um 08.00 Uhr begann die fast 5 stündige Fahrt mit dem Boot von Medulin nach Premuda bei widrigsten Wetterbedingungen und meterhohen Wellen. Endlich die Insel Premuda erreicht wird sofort die Untergangsstelle der Szent Istvan für einen ersten Tauchgang angefahren.

 

Wir können es kaum erwarten ins Wasser zu kommen und tauchen endlich zum Wrack ab. Wir haben eine Gedenktafel mit, die wir am Schiffswrack anbringen dürfen. Ebenso wurde von der Tauchbasis eine Gedenktafel zum 100-jährigen Jahrestag des Unterganges angebracht.

 

Das Wrack dieses über 160 m langen Giganten der Tegetthoff-Klasse liegt kieloben auf 66 m Tiefe. Nach dem Abstieg kommen wir zu den gewaltigen Schiffsschrauben der Szent Istvan. An einem der beiden Ruderblätter befestigen wir unsere Gedenktafel an die gefallenen Seeleute der Istvan. Danach tauchen wir weiter auf der Backbordseite ab bis zum Grund der Istvan und bestaunen die schweren 30 cm Geschütze die unheimlich aus dem Schiff ragen.

 

Eine Penetration wäre möglich ist aber aufgrund der Vorgaben der kroatischen Regierung nicht erlaubt. Die bereits verstrichene Grundzeit mahnt uns zum Aufstieg um nicht endlos lange Dekompressionszeiten in Kauf nehmen zu müssen.

 

Nachdem wir unsere Deko-Stops absolviert haben, steigen wir aus dem Wasser mit der Vorfreude auf den nächsten Tag, da ein weiterer Tauchgang geplant und genehmigt war.

 

Wir übernachteten auf der Insel Premuda und am nächsten frühen Morgen bei etwas besseren Wetterbedingungen ging es nochmals zur Szent Istvan. Diesmal hatten wir mehr Zeit die mächtigen Kanonen und auch die imposanten Fenster der Kapitänskajüte und die Schiffsschrauben mit den Ruderblättern genauer zu betrachten. Nach Einhaltung sämtlicher Deko-Stopps kehren wieder alle wohlbehalten an Bord zurück mit der Gewissheit, nun wieder einmal nicht ganz alltägliche Tauchgänge absolviert zu haben, zumal von der kroatischen Regierung beabsichtigt ist, für längere Zeiten nun keine Genehmigungen mehr für die Szent Istvan zu erteilen.

 

Wir kehren wieder heim mit dem wohltuenden Gefühl, ein weiteres Wrack auf unserer Liste nun endlich betaucht zu haben. Mittlerweile haben wir ja nun doch schon mehr als 50 interessante Schiffswracks weltweit betaucht.

 

Manfred Hess, Jürgen Hanftaler, Thomas Pachner

 

 

 

Einige Daten zum Schiff und Untergang:

 

SMS Szent István

 

Die SMS Szent Istvan war ein Schlachtschiff  der K.u.k. Kriegsmarine aus der Tegetthoff-Klasse - der englischen Dreadnought-Klasse nachempfunden.

 

Benannt nach dem ungarischen Nationalheiligen, dem Heiligen Stefan. Dies geschah als Anerkennung für den ungarischen Teil der Doppelmonarchie.

 

 

 

Stapellauf                           17. Januar 1914

 

Indienststellung               17. November 1915

 

Länge                                   161,0 m (Länge über alles)

 

Breite                                   27,3 m

 

Besatzung                          bis 1.050 Mann

 

 

 

Die Besonderheit der Dreadnought Bauart war es, dass die Hauptgeschütze mit einem Einheitskaliber ausgelegt waren.

 

Die Tegetthoff-Klasse  der K.u.K. Marine bestand aus:

 

SMS Viribus Unitis

 

SMS Tegetthoff

 

SMS Prinz Eugen

 

SMS Szent István

 

 

 

Vorgeschichte K.u.K. Marine Mittelmeerschlacht

 

Der Haupt Kriegshafen der K.uK. Marine war Pola (heutiges Pula Kroatien). Das war bis 1915 im Kriegsverlauf noch kein Problem. Jedoch als Italien

 

nach dem Londoner Vertrag vom April 1915, die Seiten zu den Entente Kräften (Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland, Frankreich und Russland) wechselte wurde es zum Problem. Dadurch wurden neben den Alpen, auch die Adria zum Frontgebiet. Österreich-Ungarn geriet somit in eine geopolitisch und marinetechnisch ungünstige Ausgangslage.

 

 

 

Um Österreich-Ungarn den Zugang zum Mittelmeer zu versperren wurde die Straße von Otranto gesperrt. Die Sperre wurde 1916 errichtet und bestand aus fixen Netzsperren, Seeminen, Abhörstationen an der italienischen und albanischen Küste sowie permanenten Patrouillen durch Kriegsschiffe der Entente Mächte und der italienischen Marine. Die Gegend eignete sich deswegen so gut für eine Blockade, weil die Durchfahrt von der Adria in das Ionische Meer nur 75 Kilometer breit ist und hier am leichtesten ein Eindringen der K.u.K.-Marine ins Mittelmeer verhindert werden konnte.

 

 

 

Trotz dieser Maßnahmen gelang es U-Booten der K.u.K-Marine ins Mittelmeer beziehungsweise in die Adria durchzubrechen.

 

Durch Nacht- und Tauchfahrten war es möglich, die Sperre trotz intensiver Überwachung des Gegners zu durchfahren

 

 

 

Am 15. Mai 1917 kam es zum Gefecht bei Otranto, bei dem die österreichisch-ungarische Marine den Gegnern großen Schaden zufügte und dabei kein einziges Schiff verlor. Die Sperre konnte zwar zerstört werden, doch zog man keinen Vorteil daraus. Angesichts überlegener gegnerischer Schiffe mussten sich die österreich-ungarischen Einheiten zurückziehen, was den Alliierten die Möglichkeit gab, die Sperre neu zu formieren.

 

 

 

Die Versenkung

 

Am 27. Februar 1918 war Miklós Horthy zum Flottenkommandanten ernannt worden. Dieser beschloss, alle vier Dreadnoughts der Flotte im Rahmen einer großangelegten Marineaktion in der südlichen Adria einzusetzen, um die italienische Sperre der Meeresenge von Otranto zu durchbrechen. Am 8. Juni liefen die Viribus Unitis und die Prinz Eugen mit sieben Begleitfahrzeugen aus Pola aus, tags darauf folgten die Szent István unter Linienschiffskapitän Heinrich Seitz, der auch die Abteilung kommandierte, sowie die Tegetthoff.

 

Als Begleitschutz standen lediglich ein Zerstörer und sechs Torpedoboote zur Verfügung. Bis dahin hatte die Szent István 883 Tage ihrer insgesamt 937 Tage umfassenden Dienstzeit im Hafen gelegen, weswegen die Besatzung keinerlei Erfahrungen zur See sammeln konnte.

 

Da aus Geheimhaltungsgründen die Mannschaft an der Hafenbarrikade nicht informiert war, konnte man nicht wie vorgesehen um 21 Uhr, sondern erst um 22:15 Uhr den Hafen verlassen. Um den Zeitverlust aufzuholen, ging das Schiff erstmals in seiner Dienstzeit auf Höchstgeschwindigkeit. Dies und die frisch gebunkerte, noch feuchte Kohle verursachten eine starke Rauchfahne.

 

 

 

Bei der Insel Lutrošnjak nahe Premuda kamen die beiden italienischen Motortorpedoboote MAS 15 und MAS 21 unter dem Kommando des Korvettenkapitäns Luigi Rizzo von einer ereignislosen Patrouillenfahrt zurück. Rizzo bemerkte am 10. Juni um 3:15 Uhr in der ersten Morgendämmerung, von Norden kommend, eine große Rauchfahne. Im Schutze der Dunkelheit durchbrachen die Boote mit langsamer Fahrt den Geleitschutz. Die beiden Torpedos der MAS 15 trafen um etwa 3:30 Uhr die wegen eines Schadens am Hauptwellenlager nur noch 14 kn laufende Szent István aus etwa 600m an Steuerbord, während die der MAS 21 ihr Ziel verfehlten. Beide Boote konnten nach Ancona entkommen.

 

 

 

Der erste Torpedo traf in der Höhe des Schotts zwischen den beiden Kesselräumen, der zweite in der Höhe des achteren Kesselraums. Es kam zu starken Wassereinbrüchen, woraufhin die Feuer der Kessel an der Steuerbordseite gelöscht werden mussten. Die Szent István steuerte mit einer Geschwindigkeit von 4,5 Knoten die Insel Molat an, da die zwei vorderen Kessel der Backbordseite weiterhin funktionierten. Die Tegetthoff versuchte dreimal, die Szent István in Schlepp zu nehmen, jedoch musste dies zweimal wegen falscher U-Boot-Warnungen abgebrochen werden. Beim dritten Versuch wurden die Taue wegen der Kentergefahr wieder gekappt. Als gegen halb sechs auch die letzten zwei Kessel wegen Explosionsgefahr gelöscht werden mussten und der Rumpf mehr als 30° Schlagseite hatte, war das Schiff verloren. Um 6:05 Uhr kenterte die Szent István und um 6:12 Uhr verschwand sie unter der Wasseroberfläche.

 

 

 

Die Verluste beliefen sich auf vier Offiziere und 85 Mannschaftsgrade, außerdem gab es 29 Verletzte.

 

Nach dem Verlust des Schiffes wurde die gesamte Aktion gegen die Otranto-Sperre abgebrochen, da der wichtigste Bestandteil des Angriffes, der Überraschungsmoment nicht mehr gegeben war.

 

 

 

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